Die Vorgeschichte des Lerpscher Hoftheaters

Wie es wohl niemanden erstaunen wird, hat die Schauspielerei in Kempten-St. Ulrich schon eine längere Tradition. Ein gut funktionierendes Laientheater fällt ja schließlich nicht vom Himmel. In den achtziger Jahren brachten die Ministranten der Pfarrei einige Stücke, vorwiegend in Allgäuer Mundart, zur Aufführung. Darunter waren "Klassiker" des Bauerntheaters wie "Die drei Könige im Schwabenland" und andere Stücke von namhaften Autoren wie Alfred Weitnauer oder Arthur Maximilian Miller, aber auch weniger bekannte Stücke, wie zum Beispiel die Kriminalkomödie "Mord ohne Leiche", vertreten.

Spielleiter war damals schon der heutige "Lerpscher Hofregisseur" Wolfgang Röck. Nachdem um 1990 die Mehrzahl der altgedienten Ministranten ihren Dienst - am Altar wie auf der Bühne - quittiert hatten, war eine Zeit des personellen Umbruchs gekommen. Nicht mehr nur die Ministranten, sondern die gesamte Pfarrjugend und damit auch neue und jüngere Akteure waren auf der Bühne zu sehen - erstmals 1991 mit dem Stück "Die Million-Pfund-Note". Bei der Slapstick-Komödie "Onkel Lucky aus Kentucky" (1992) kristallisierte sich bereits ein harter Kern heraus, der später die Gründung des Lerpscher Hoftheaters initiieren würde.

Durch solche Erfolge gestärkt scheuten die Pfarrjugendlichen nun auch den direkten Vergleich zum legendären Ministrantentheater nicht mehr und wagten sich im Januar 1994 an eine Neuauflage von Weitnauers "Drei Könige im Schwabenland". Im darauffolgenden Jahr folgte "Jösses, dr Herrgott isch g'schtohle" von A. M. Miller, und im Dezember 1996 das Weitnauer-Stück "Die Nacht bei den Hirten".

In dieser Zeit war es auch vermehrt nötig, Schauspieler zu rekrutieren, die nicht der Pfarrjugend von St. Ulrich entsprangen, um eine Besetzung aller Rollen zu gewährleisten. Außerdem wurden sich einige Mitglieder des Ensembles bewusst, dass auch sie eines Tages der Pfarrjugend entwachsen sein würden, aber auch dann noch gerne Theater spielen würden. Aus diesen Gründen schien es sinnvoll, einen eigenständigen Namen für die Truppe zu finden, und nach langen Überlegungen und vielen Vorschlägen einigte man sich 1997, ab jetzt unter dem Namen "Lerpscher Hoftheater" aufzutreten. Doch trotzdem bleiben wir der Pfarrgemeinde St. Ulrich und vor allem ihrer Jugend verbunden, da auch sie ein wichtiges Stück der Geschichte des Lerpscher Hoftheaters darstellen.

Wie gesagt, eine Theatergruppe fällt eben nicht einfach vom Himmel ...

Der Lerpscher Hof war ursprünglich ein größerer Bauernhof etwas außerhalb von Kempten. In den dreißiger Jahren wuchs die Stadt jedoch so rasch, dass der Hof Teil des Stadtgebietes von Kempten wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er als provisorisches Volksschulgebäude genutzt und ist als solches noch vielen Bürgern von Kempten-Ost bekannt, die selbst dort zur Schule gingen. In den fünfziger Jahren wurde klar, dass der Stadtteil eine eigene Kirche brauchte, und der nicht mehr als Schulhaus benötigte Lerpscher Hof fiel der Abrissbirne anheim, um dem neuen Kirchenbau der künftigen Stadtpfarrei St. Ulrich Platz zu machen.

Um die Verbundenheit der Theatergruppe mit der Pfarrgemeinde zu betonen, schien es passend, den Namen des Lerpscher Hofs in unserem Namen weiterleben zu lassen.